Ilja Ilf und Jewgeni Petrow
Kolokolamsk
Und andere unglaubliche Geschichten
- Kategorie
- Allgemeine Literatur
Begründung der Jury
Unendlich windet die Treppenspirale sich wie eine dadistische DNA um die Kartonbinde.
Da geht es auf und ab auf beiden Seiten der Stufen; die nach links geneigten Titelversalien weben sich schräg in die Betonkonstruktion des Trugbildes. Auf dem Buchrücken schwingen sich in einer Variante dieser Fortschrittsdegression Turnerinnen im nostalgischen Leibchen hingegen auf einer Leiter empor.
Farbigkeit, Typografie und Stil der Collage koordinieren die Assoziationen: Konstruktivismus, Sowjetunion, zwanziger Jahre, Avantgarde.
Im Buch sind vier skurrile, satirische Geschichten des russischen Autorenduos versammelt. Großzügige Trennseiten leiten die Geschichten mit doppelseitigen dadaistisch-konstruktivistischen Montagen ein. Sie sind so stark und plakativ, dass sie weit in die schlanken Textseiten mit dem klassischen Satzspiegel hineinwirken. Dieser visuelle Nachklang wird durch ein Kleinigkeit im Textinneren immer wieder befeuert. Die Zwischenüberschriften nämlich, schwarz und rot, sind als typografische Vignetten aufgefasst und mit der nach links geschieften Initiale auf nach unten geneigter Schriftlinie so kombiniert, dass sich quasi winzige perspektivische Installationen ergeben. Das ist sinnvoller Buchschmuck, das sind beflügelnde Bildzutaten, das ist ein schönes Buch.