Beiträge von Elise Lammer, Lars Bang Larsen, Julia Voss u.a.
Kosmos Emma Kunz
Eine Visionärin im Dialog mit zeitgenössischer Kunst
- Kategorie
- Kunstbücher - Fotobücher - Ausstellungskataloge
Begründung der Jury
Strahlenfühligkeit verhalf ihr, mit einem siderischen Pendel symmetrische, linear diffizile Geometrien auf Millimeterpapier zu zeichnen. Dabei hatte Emma Kunz von sich selbst gar kein Verständnis als Künstlerin. Sie war Heilerin. Ein neuer Ausstellungskatalog zeugt von ihrer Inspirationskraft für die zeitgenössische Kunst.
Drei verschiedene Papiersorten sind den drei Katalogteilen zugeordnet. Auf gelblichem Werkdruckpapier liest man die Aufsätze. Die Zweisprachigkeit – deutsch und englisch – führt zu einem erstaunlichen Satzspiegel. Zu erwarten ist die Aufteilung einer Seite in zwei Spalten. Diese jedoch sind in der Höhe halbiert, sodass sich eine Katalogdoppelseite in acht imaginäre Buchseiten verwandelt. Die Pagina ist so platziert, dass sie zu allen Kolumnen gehörig gelesen wird. Faszinierend: die Lesegewohnheit eines bequemen Taschenbuchs in einem Großformat für Bildtafeln.
Auf glänzendem Bilderdruckpapier liegen in feinstem Kristallraster die Reproduktionen der Kunstwerke. Ein Drittel des Bildteils ist den Pendelzeichnungen von Emma Kunz, die sie ab 1938 schuf, vorbehalten. Vielleicht sind es Kartierungen von Räumen jenseits des physikalisch Messbaren?
Auf mattem, geriffelten Papier öffnen sich nämlich sonderbare Panoramen der Ausstellungsinstallation. Sie sind von fotografischer Präzision. Doch sie überschreiten das mit dem Augenlicht Sichtbare. Die Physik dreidimensionaler Scantechnik macht es möglich, einen Eindruck der feinstofflichen Transparenz zu geben, wie Emma Kunz sie möglicherweise erspürt hat.