Léopold et Aurèle Robert
Ô Saisons …
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Begründung der Jury
Mit nur mäßigem Interesse stufte die Kunstgeschichte die Malerei der Brüder Robert als bloße romantische Überhöhung ein. Der ältere Léopold genoss eine profunde Ausbildung in Paris und ging 1818 nach Italien. Aurèle folgte ihm bald. Mit der Eleganz und der anatomischen Präzision von Renaissancekünstlern, mit den komplexen Kompositionen und der Dynamik von Historiengemälden inszenierten die Roberts den ländlichen Alltag Italiens als theatralisches Bühnengeschehen von antiker Würde.
Eine Ausstellung besinnt sich nun auf die Malerei der Schweizer Brüder. Der opulente Katalog wird lange daran erinnern. Der titellose vordere Deckel des Bucheinbands hat geradezu magnetische Wirkung. Der Ausschnitt eines Gemäldes nimmt den Blick gefangen. Wir sehen zwei extrem angeschnittene Gesichter im Profil; sie konzentrieren sich ihrerseits gespannt auf etwas jenseits des Formats liegendes. Aus einem hochgekrempelten Hemd schiebt sich der Unterarm nach oben, die Hand befindet sich schon wieder außerhalb. Zartblauer Himmel kontrastiert mit der lebhaften Farbigkeit der Kopfbedeckung. Jeder Pinselstrich lässt sich verfolgen – bis hin zu den Alterungsspuren des Krakelee der aufgerissenen Farbe. Wie glänzender Firnis überzieht ein Lack das Einbandpapier – aber nur diesen vorderen Buchdeckel.
Ein schmaler Streifen des neongrünen Buchrückens kragt ins Scharnier, Rücken und Rückseite sind matt und saugend, genauso wie das Papier im Buchinnern. Das Vorsatz erfrischt mit greller Vollfläche in neongrün – eine Einladung, den Blick auf das Werk der Brüder Robert neu auszurichten.