Noemi Schneider, GOLDEN COSMOS
Ludwig und das Nashorn
Eine philosophische Gute-Nacht-Geschichte
- Kategorie
- Kinderbücher - Jugendbücher
Begründung der Jury
Ludwig sieht in seinem Kinderzimmer ein Nashorn. Indem er jeden Winkel absucht, versucht sein Papa ihm zu beweisen, dass es sich um eine leere Behauptung handelt. Das steigert sich zu einem philosophischen Konflikt, den die Autorin auf Ludwig Wittgenstein bezieht.
Ein bedrucktes Vorsatz ist immer Anlass zu prüfen, ob sich auf dem Nachsatzpapier das Motiv nur wiederholt oder variiert wird. Schon greift man den ganzen Buchblock und kippt ihn zwischen den Deckeln, um zu vergleichen, auf welche Weisen das Nashorn mit der Wohnungseinrichtung verschmilzt.
Die Farbenpracht des Bandes entsteht durch den Druck mit nur drei Farben: ein hochpigmentiertes Cyan, ein zart leuchtendes Rot und ein fettes Gelb. Durch Übereinanderdrucken lassen sie sich zu sieben Farben erweitern. Keine Farbe ist im Vorteil, es herrscht ein gleichberechtigtes Kolorit. Licht und Schatten spielen für die Bildgestaltung eine große Rolle, die Doppelbödigkeit des Hell-Dunkel-Spiels dramatisiert die Geschichte entscheidend. Ganz bezaubernd erhebt sich der Abendhimmel über den Dächern. Das Feuerrot der Dämmerung scheint nur noch knapp über die Giebel, in lebendigen Strukturen geht es durch eine blaue Zone zum Nachtblau über, in dem die Sternenpunkte funkeln.
Abgesehen davon, ob Vater oder Sohn die Beweislast trägt: Es wimmelt im Buch nur so von Nashörnern. Nun stellt sich die große Frage, ob hier verraten werden darf, warum der Vater während der ganzen Auseinandersetzung die Nashörner hätte sehen können. Ein Blick auf das Muster des Schlafanzugs genügt.