Joshua Groß
Magische Rosinen
Die Geschichte von Mascarpone und Sahra Wagenknecht
- Kategorie
- Allgemeine Literatur
Begründung der Jury
Wo mag das bloß hin führen: eine Novelle aus dem Spätkapitalismus mit Sahra Wagenknecht als fiktiver Protagonistin? Zuerst ein Blick aufs Buch.
Der schmale Pappband in leicht schlankem Format irritiert mit eigenartigen Signalen. Der rosa Fond wird begleitet von einem Farbstreifen, der Rücken inklusive Scharnier umfasst, eher zu einem Magenta gesättigt und deutlich neben einem erwartbaren sozialistischen Rot liegend (also ganz politisch dogmatisch kann die Geschichte nicht werden). Dazu zeigt die Schwarzweißfotografie eine Häuserreihe, plaziert unter dem statuarischen Mittelachsensatz des Titels. Zunächst scheint alles gut, nur: Die Häuser sind eingekracht (um Sozialromantik wird es sich dann wahrscheinlich auch nicht handeln).
Im Inneren sind die Textseiten großzügig eingerichtet. Etwa alle vier Seiten folgt eine doppelseitige Fotografie, Veduten aus einer US-amerikanischen Kleinstadt, beschädigt, zerstört von einem Tornado, einer Überflutung, irgendeiner Katastrophe, von was auch immer. Die Grobkörnigkeit, egal ob analog oder digital, gibt den spannenden Ausschnitten etwas Dokumentarisches, als ob im Land der grenzenlosen Vergrößerungen Destruktion ein Teil der Tagesordnung wäre. Vor diesem Bühnenbild spielen sich die Episoden ab.
So. Und jetzt wird gelesen.