Heinrich Böll
Man möchte manchmal wimmern wie ein Kind
Die Kriegstagebücher 1943 bis 1945
- Kategorie
- Allgemeine Literatur
Begründung der Jury
Allegorie des Schützengrabens
Diese Schriften von Heinrich Böll erscheinen hier erstmals im Druck: die drei Kriegsbücher von 1943 bis 1945. Böll selbst hatte nie daran gedacht, sie zu veröffentlichen, hatte sie gleichwohl zu Forschungszwecken sorgsam aufbewahrt.
Das mag ein Grund sein für die große Sorgfalt im gestalterischen und herstellerischen Umgang mit den sehr persönlichen Dokumenten. Alle Seiten der alten Taschenkalender werden faksimiliert, das heißt, als Bilder reproduziert, freigestellt und in hoher Auflösung perfekt auf mattes Papier gedruckt. Eine typografische Transkription sichert die Lesbarkeit der handschriftlichen Einträge.
Über die sachliche Präzision hinaus gelingt es der Gesamtausstattung, eine Verbindung zur Aura des Originals aufzubauen. Einerseits bilden sich die über den Wortsinn hinausgehenden Details wie Zeilenfall, Blattaufteilung, Unterstreichung, Durchstreichung oder Schriftgrößenwechsel auf der typografischen Ebene ab. Andererseits nähert sich der Buchkörper selbst an die materielle Erscheinung des Originals an. Als dritte Größe bildet er eine Art Gefäß, in dem die Originalbüchlein – diese selbst sind kleiner als die Edition, größer jedoch als die Faksimilierung – aufgehoben sind. Formzitate wie der flexible Einband, der schwarz glänzende Bezug mit Narbenprägung, runde Ecken, Schildchen vorn, hinten und auf dem Rücken verfeinern die Umsetzung.
Ein typisches Dekor in Abklatschtechnik trägt das Vorsatzpapier. Grau-blau-schwarze Schlieren ziehen sich übers Blatt – auch das ist ein Bildzitat. Im Kontext der Tagebücher wird es zur Allegorie des Schützengrabens.