Michael Lentz
Schattenfroh
Ein Requiem
- Kategorie
- Allgemeine Literatur
Begründung der Jury
Kantige Buchstaben fügen sich auf dem Einband zu einem blockhaften Gebilde. Der Titel wurde in Silben fragmentiert und jene – auf gleiche Breite gebracht, indem einzelne Lettern größenreduziert verspringen – senkrecht übereinandergestapelt und wieder zusammengesetzt: zu einem Labyrinth ohne Weg. Weiße Außenlinien trennen die schwarzen Versalformen vom schwarzen Grund, einige schimmern in metallic-orangefarbener Umrandung. Ein gerader Rücken bewahrt den Charakter des mächtigen Buchblocks, Block hier wörtlich genommen. Endlich begreift man die Oberfläche, indem die Kanten der entlang der Konturen hochgeprägten Versalien unter den Fingern ein Relief ergeben: Sie, die schwarzen Versalien, drängen, wenn auch nur einen Hauch weit, als Körper aus der schwarzen Fläche.
Eine Einladung also zu einem Entzifferungsspiel: Im Innern gilt es, einem sprachgewaltigen, geheimnisvollen Roman seinen gehörigen Raum zu geben. Ausgewogene Verhältnisse von Satzspiegel zu Schriftgrad und Zeilenabstand vermeiden es, dass der Leser Bleiwüsten durchstreifen muss. Genauso wenig macht sich die unaufdringliche Serifenschrift auf den Seiten allzu breit, um nicht noch mehr als die bereits 1000 Seiten zu verschlingen. Fette Seitenzahlen stützen wie kleine Konsolen beide Kolumnen auf der Doppelseite.
Ohne Kapiteleinteilung oder Abschnittsgliederungen geht es durchs Papier hindurch, allein unterbrochen durch ein unabdingbares Zeichenband, das das bereits Bewältigte vom noch nicht Gelesenen scheidet. Zeichenband, Kapitalband, Vor- und Nachsatzpapier – alles in einem Orange, das bereits auf dem Einband aufschien.