Finn-Ole Heinrich, Dita Zipfel
Schlafen wie die Rüben
- Kategorie
- Kinderbücher - Jugendbücher
Begründung der Jury
Am Ende eines aufregenden Tages sind die Kinderchen oft zu aufgekratzt, um ruhig im Bett zu liegen ¬– und freilich zu müde, um weiterzutoben –, während die Eltern ebenfalls vor der Verdauung unsortierter Tagesereignisse stehen. So ähnlich stellt sich die familiäre Ausgangslage in diesem Buch dar. Ab jetzt wohnen wir der Aufführung eines exzentrischen Einschlafrituals bei.
Ziemlich unvermittelt purzeln wir in das reinste Tohuwabohu. Surreale Verse stacheln die Bildszenen auf, hier eine Kostprobe: „Licht an, Tür auf, gute Schnute. Am Himmel gähnt die Dunkelheit, wir löffeln Socken in den Schlaf … der Nachtsichtbrille Witze schnitzen”. Die aktiven Illustrationen auf den dreifarbigen Panoramaseiten basieren auf starken Kontrasten: Hell/Dunkel, Papierweiß/Farbflächen, Schwarz mit kühlem Blau und feurigem Rot.
Aber stopp: Die kleine Protagonistin hält inne, liegt bäuchlings auf der Matratze, balanciert mit angehobenen Füßen den Familienhund (der sich seinerseits rücklings schlafend entspannt) und verdreht grüblerisch die Augen: Da stimmt was nicht mit dem Ritual – alles noch mal von vorne. Ab jetzt reimen sich die Verse, denn so lässt sichs gesitteter kitzeln und hüpfen: „Ne Prise Zucker auf die Füße! Das gibt der Dunkelheit die Süße. Danach ölen wir die Socken, das macht extraschöne Locken.”
Ein raffiniertes pädagogisches Konzept: In der dritten Stufe der Deeskalation gibt es weiterhin bildliche Turbulenzen, die Reime signalisieren hingegen eine deutliche Abnahme der Energie: „Kissen schütteln, Decke heben und dann Richtung Mulde schweben.”