Irene Dische
Schwarz und Weiß
Roman
- Kategorie
- Allgemeine Literatur
Begründung der Jury
Bildnegativ mit weißer Farbe
Im Satzspiegel ist nichts extravagant. Er ist einfach so, dass die Geschichte gut läuft auf den knapp 500 Seiten. Mit dem Weißraum wird nicht gegeizt, er wird auch nicht verschwendet. Bei idealer Satzbreite und entsprechender Lesegröße sind die Zeilen luftig durchschossen. Das Manuskript wird unauffällig gegliedert: Absatzeinzüge sind selbstverständlich – Absätze mit Leerzeilen vergrößern einen gedanklichen Abstand – im fetten Schnitt markieren Zwischenüberschriften die Episoden – größere Abschnitte beginnen auf einer neuen Seite mit Vorschlag, das heißt mit größerem Raum über der ersten Zeile. Und die wenigen Großkapitel wiederholen die schrägen blockigen Versalien vom Schutzumschlag.
Der Schutzumschlag. Er ist freilich ein fulminanter visueller Auftakt zur Geschichte des jungen Paares in New York – sie weiß, er schwarz. Eine kantige Grafik bildet die dramatische Bühne.
Zwischen den schlanksten Wolkenkratzern verliert sich eine Straßenschlucht in der Dynamik von schwarzen und weißen Flächen. Die zeitgenössisch aktuell wirkende Grafik ist in Wirklichkeit zeitlos. Zur Gestaltung des Umschlages dient nämlich ein Holzschnitt von Frans Masereel aus dem Jahr 1926. Einzige Zutaten sind die perfekt dazu passenden Titelzeilen aus besagten kantigen, fetten, schrägen Groteskversalien.
Dank einer technischen Entscheidung, die natürlich eine gestalterische ist, wirkt der Umschlag besonders knackig: Das Bildnegativ ist mit weißer Farbe im Siebdruck aufs stumpfschwarze Papier gedruckt. Letzte Feinheit: schwarzes Leseband, weißes Kapitalband.