Tobias Jochinke, Philip Behrend, Thomas Meurer, u.a.
Sturmbrettchen
Der Wert der gefallenen Bäume ist nicht der Brenn- oder Materialwert des Holzes. Es sind die Geschichten der Menschen, die damit verknüpft sind.
- Kategorie
- Fachbücher - Wissenschaftliche Bücher - Schulbücher
Begründung der Jury
Erinnerungsqualität
Im Juni 2014 fegt der Orkan Ela durch Deutschland. In Düsseldorf werden an einem Abend 30.000 Bäume beschädigt, teils umgeknickt. Am Tag danach treffen sich vier junge Gestalter. Sie wollen in ihrer Betroffenheit nicht nur innehalten, sie wollen etwas tun; es sollte von den Bäumen, dem Holz, irgendetwas übrig bleiben. Die Grundidee: Aus dem Holz werden Schneideunterlagen gefertigt: die »Sturmbrettchen«.
Nach und nach entwickelt sich daraus ein Großprojekt: Die Medien berichten, die Zahl der Vorbestellungen steigt rasant auf 10.000 Stück, das städtische Gartenamt wird eingebunden, 32 gefallene Bäume werden ausgesucht zur Transformation in die Sturmbettchen.
Die fadengeheftete Steifbroschur aus mattem, saugenden Papier fasst alle Projektphasen zusammen – Projektskizze, Bergen der Stämme, Ausgabe der Brettchen. Typische Beispiele der verarbeiteten Hölzer zeigen Verwachsungen, Astlöcher, Rindenränder – minutiös und hochauflösend gedruckt.
Statements mit fotografischen Porträts von Menschen, die ein Sturmbrettchen erworben haben, geben Auskunft darüber, welche Erinnerungsqualität diese speziellen Hölzer haben. Ein weiteres Kapitel dokumentiert die 35 aus den Verkaufserlösen neu gepflanzten Bäume: mit einer botanischen Beschreibung, Nahaufnahme des Stammes und der Gesamtansicht.
Der Gestaltungskreislauf schließt sich. Vom Sturm bleibt das Holz – vom Erlös bleiben neue Bäume – vom bürgerlichen Engagement bleibt ein professionelles Gestalterkollektiv – vom Projekt bleibt ein sehr schönes Buch.