Morten Paul
Suhrkamp Theorie
Eine Buchreihe im philosophischen Nachkrieg
- Kategorie
- Fachbücher - Wissenschaftliche Bücher - Schulbücher
Begründung der Jury
Der Suhrkamp Verlag erweiterte in den Sechzigerjahren sein bis dahin literarisches Programm mit einer kritisch-philosophischen Reihe. Diese Studie zeichnet ihre Entstehung nach. Die Gestaltung basiert auf einem symmetrischen Satzspiegel, alle übrigen Merkmale stören die Konventionen. Für linksbündiges Flattern, wie hier im Fließtext, gibt es oft gute Gründe, aber die Entscheidung für eine Groteskschrift – dazu eine fette, und dann auch noch in tintenblauer Farbe – ist schon außergewöhnlich. Der Lesekomfort gerät an seine Grenze, allein der große Schriftgrad kompensiert das riskante Spiel.
Die 1094 Anmerkungen belegen ein intensives Quellenstudium. Sie stehen in den Bundstegen, die sich zu Marginalspalten geweitet haben. Auch hier die fette Type, allerdings in einem gerade noch lesbaren Schriftgrad – in der Sprache der Buchdrucker Nonpareille, unvergleichlich. Den Größenkontrast zur Grundschrift unterstreicht eine zweite Schmuckfarbe, ein Ockerbraun.
Die Seitenzahl steht auf ebenso ungewohnter Position. Sie krönt die Mitte der Marginalspalte. Hier am Quellennachweis, dem brisantesten Ort einer wissenschaftlichen Arbeit, wird die Mittelachse zitiert, die traditionellerweise als stärkster Ausdruck von Selbstsicherheit mit typografischen Mitteln gilt. Alle diese Merkmale intonieren den Sound, in dem die Arbeit auch gelesen werden kann. Das Tintenblau erinnert an Manuskript und Durchschlagpapier, das Ockerbraun an Aktendeckel. Die Farbkombination selbst – und die Verarbeitung als biegsame Integralbroschur – bringen Pep, um nicht zu sagen, Pop hinein.