Christian Holmsted Olesen
Wegner
just one good chair
- Kategorie
- Kunstbücher - Fotobücher - Ausstellungskataloge
Begründung der Jury
Einer der feinen Unterschiede zwischen Mode und Moderne liegt darin, dass die eine nur die Gegenwart zelebriert, die andere aber Geltung für die Zukunft beansprucht. Dass es Artefakte gibt, die unparteiisch und ernsthaft nur an der Sache interessiert sind, zeigt das Werk des Möbelentwerfers Hans J. Wegner.
Auch dessen Monografie selbst ist so ein wunderliches Objekt. Der Foliant scheint zwischen den Zeiten – und zwar den modernen – hin und her zu schalten. Seine Typografie ist nicht nur sparsam und nüchtern, aber mehr noch ist sie elegant, indem die großzügigen Weißräume die uneingeschränkte Beweglichkeit des Auges zulassen, aber dort, wo es um die Orientierung geht, immer nötige Unterstützung findet. Eine Gestaltung mit einer Selbstverständlichkeit, wie sie mit der Akzidenz Grotesk in der 60er Jahren erreicht wurde. Zu dieser Wirkung trägt ein unsichtbares Detail bei. Die Bilder werden nicht brav auf Nummer sicher von der Bildunterschrift bedrängt, sondern der souveräne, sehr große Abstand zwischen Foto und Legende macht wieder einmal klar: Weißraum ist aktiv, ist kein verschenkter Platz.
Auf den Schmuckseiten der Kapitelanfänge genießt man die Konturenführung, die für die jeweilige Werkgruppe charakteristisch ist. Das Rot des Fonds kehrt gelegentlich auf den Seiten wieder, dort, wenn historische Stühle oder die von Kollegen zur Erläuterung gezeigt werden.
Mit einer Ahnung von zeitloser Gültigkeit hat Wegner seine Möbel geformt, und in einer mehr als angemessenen Form finden sie in diesem Buch ihre Würdigung.