Christian Rothe
Weil er er war, weil ich ich war.
Geschichten über die Freundschaft
- Kategorie
- Kunstbücher - Fotobücher - Ausstellungskataloge
Begründung der Jury
Wie sieht ein Buch mit »Geschichten über die Freundschaft« aus? Wahrscheinlich mit Texten zum Lesen zwischen Deckeln.
Der Herausgeber stellt es sich komplexer vor. Er hat sich für ein sortiertes Konvolut entschieden, eine Zusammenstellung von Texten, Bildern und Dokumenten unterschiedlicher Autoren, die keiner gestalterischen Homogenisierung unterzogen werden. Es sind Poesiealben um 1890 und den 1930er Jahren, ein faksimilierter Briefwechsel, Videostills von Jungs beim Spielen, Zeichnungen und Gesprächsaufzeichnungen, Erinnerungen mit Bildunterschriften ohne Bilder. Das alles ist sehr ruhig und unspektakulär zusammengebracht, aber so, dass Vieles möglich ist: ein Schweifen in die Zeitgeschichte, eine katalogartige Präsentation, ein reportageartiges Portrait.
Die Kapitelanfänge sind in sehr großem Schriftgrad gesetzt, einer heutigen Antiqua mit einem auffälligen kleinen g. Sie wirkt sehr seriös, geradezu historisch, aber durchaus mit einem leicht frechen Flirren. Je nach Stimmlage des Textes erscheinen andere in einer halbfetten Groteskschrift, wie sie für sachliche Informationen in den 1960er Jahren populär war. Dann gibt es Bildstrecken über mehrere Seiten, die einen guten Zentimeter niedriger als Formathöhe beschnitten sind und deshalb schon von außen auffallen. Die Übergröße der Seitenzahl ist nicht funktional begründet, sie ist mehr Taktgeber als Konsultationshilfe.
Ein besonderer Einband charakterisiert die eigene Buchgattung. Der gefälzelte Buchblock ist nach Art einer schweizer Broschur bündig in den Umschlag eingeklebt; der Umschlag seinerseits ist wie eine feste Buchdecke mit Gewebebezug und Gegenkaschur gefertigt, obendrein mit einer vorderen Klappe. Danke für diesen buchbinderischen Aufwand.