Gwendolin Weisser, Patrick Allgaier
Weit. Ein Reisemagazin
- Kategorie
- Ratgeber - Sachbücher
Begründung der Jury
Wenn alle Stricke reißen
Wie sortiert man eine Weltreise? Das Inhaltsverzeichnis kategorisiert drei Gruppen: Momentaufnahmen /
Gedanken / Ratschläge & Rezepte. Dann geht es los mit dem Rucksackabenteuer, in einem dauernden Wechsel von Bildstrecken, Essays, Aufmacherseiten, olivgrünen Textdoppelseiten, Strichillustrationen in schwarz oder olivgrün und dazugehöriger Minigeschichte in winziger Type.
Für diejenigen, die ein Buch als bildungsbürgerliches Manifest verklären, mag es ganz schön durcheinander vorangehen. Dennoch: Das Inhaltsverzeichnis gibt gute funktionale Orientierung; nur, sie ist hier eigentlich gar nicht so nötig.
Es heißt ja auch im Untertitel: »Reisemagazin« – was nicht gegen eine Veredelung durch einen festen Einband spricht. Das Olivgrün des Buchleinens spiegelt wie ein gemeinsamer Nenner das Kolorit der Reiseerfahrung. Die Prägung der kreisförmigen Vignette erscheint wie die Modernisierung der Symbolik mongolischer Kosmologie. Eine Bauchbinde zeigt das reisende Paar in der klassischen Funktion als Repoussoir: zum Zwecke bildkompositorischer Dramatisierung der Raumtiefe. Passt genial zum Titel.
Ein pfiffiger Satzspiegel macht so, wie das Konzept des Multi-use von Dingen auf Individualreisen, Einiges möglich. Die Doppelspalten sind so platziert, dass sich breite Bundstege ergeben. Diese wiederum können Textzitate als Anreißer aufnehmen oder sich die innere Satzspalte verbreitern lassen. Das erklärt auch die extravagant übergroßen Absatzeinzüge. Und wenn alle Stricke reißen, tauschen sich die Spaltenbreiten, oder es verbreitern sich beide: Auf Reisen reagiert man spontan auf neue Gegebenheiten.