Julia Dürr
Wo kommt unser Essen her?
- Kategorie
- Kinderbücher - Jugendbücher
Begründung der Jury
Die industrielle Produktion von Lebensmitteln, insbesondere das Tierwohl, ist ein brisant gewordenes Thema. Zur Zeit brodelt es an allen Enden der Argumentationsketten. Deshalb ist es fast schon ein politisches Projekt, in einem Kinderbuch die Frage zu überdenken: Wo kommt unser Essen her?
Den Einbandtitel des flachen Großformats kann man als Cartoon lesen: ein lässiger Kindergriff in den Kühlschrank – als Bildantwort auf die tiefschürfende Titelfrage. Wenn man hier den kulinarischen Vorrat überprüft, fällt die alltägliche Mischung auf, in der weder Junkfood noch Veganes den Einkaufszettel dominieren. Das darf als Hinweis für den unvoreingenommenen Blick der zeichnenden Autorin gelten. Sie konstruiert keine Polaritäten von Handwerk/Maschinenhölle oder Bio/Chemie – nein, sie nutzt zur differenzierenden Darstellung Kleinbetriebe und Großbetriebe, die sich auf den Doppelseiten gegenüberstehen. Man schaut wie durch gläserne Wände in Gebäude, und alsbald offenbaren sich die Betriebsabläufe. Ob Fischfarm oder Schlachterei: deskriptiv statt moralisierend.
Auf einer linken Seite findet die Arbeit in der Backstube statt, wenn der frühe Morgen noch dunkel ist. In der Backfabrik rechts daneben ist ein Spiralkühler der Blickfang, der sofort den Mengenunterschied zur Stube klarmacht. Illustrative und informative Bildwerte gehen ineinander über. Pastellfarbenes Kolorit der Flächen unterstützt die räumliche Wirkung von Objekten und Gebäuden. Langsam erahnt man am didaktischen Ausmaß von Konzept und Bildkomposition, dass aufwendige Recherchen vorangegangen sind.