Tobias Zielony
Wolfen
- Kategorie
- Kunstbücher - Fotobücher - Ausstellungskataloge
Begründung der Jury
Sämtliche Filmmaterialien der DDR wurden in Wolfen hergestellt. Dort arbeiteten meist Frauen, aber auch Strafgefangene. Die Lichtempfindlichkeit erforderte Dunkelheit. Die Arbeit war unsichtbar.
Wolfen ist auch eine Multimedia-Installation von Tobias Zielony. Sie thematisiert das dialektische Verhältnis von Belichtung und Verdunkelung an diesem unheimlichen Ort. Es geht um den fotochemischen Urschleim, der Bilder gebiert und in dem Informationen 1000 Jahre überdauern sollen. Aber Vergessen sind die Umstände: die für die Fotoschicht aus Rindern gewonnene Gelatine, die Abwässer der Silberverarbeitung, die Dämpfe, der Gestank.
Und Wolfen ist ein publizistisches Projekt, das die temporäre Ausstellung als Buch fixiert. Fotos von Frauen in seltsam tänzerischen Posen, im Dunkeln angeblitzt. Die Arbeiterinnen von damals stellen die Bewegungsabläufe nach. Ihre kurzen Zitate stehen auf den gegenüberliegenden Buchseiten, auf dünnem Papier, so dünn, dass die Druckerschwärze wie ein Schleier durchs Papier scheint. Man meine nicht, die schwarzen Flächen seien zu blass gedruckt. Ein enorm feines technisches Raster sorgt für diesen ominösen Schleiereffekt. Grobkörniges Grau auf weiteren Bildseiten wirkt wie ein Bildrauschen, wie verschlüsselte Signale aus dem All. Es sind hochverdichtete QR-Codes. Deren Möglichkeit zur Entschlüsselung stellen die analogen Abbildungen des digitalen Quellcodes sicher. Die Umschichtung ihrer verschiedenen Aggregatzustände sichert das Überleben der Information. Visuelle Pasteurisierung – bevor sich der Schleier der Zeit über alles zieht.