Stefan Gunnesch
dazwischen
Begründung der Jury
Ein Doppelschuber, oder besser: Schuber mit Deckel. Der sitzt links an der Seite. Man zieht das Heft heraus, will es blättern. Der Rücken gibt nach. Ein Leporello faltet sich auseinander. Ein sehr spezieller Leporello, mit hohen, aber kurzen Seiten. Alle zwei Brüche sind große Hefte eingeklammert. Werden sie vorne gehalten und der Rücken nach oben gedreht, entfaltet sich das Ganze wie der Blasebalg eines Akkordeons. Einzelne Buchstaben setzen sich lesend zusammen: »d a z w i s c h e n«.
Oder es legen sich die sechs Hefte schuppenförmig übereinander, indem man auf langem Tisch das erste Heft weit nach links zieht.
Die Hefte selbst zeigen Fotos, wie aus einem privaten Fotoalbum. Monochrom, von einer Patina gestört, die an die Gitterstruktur irgendwelcher Klebefolien erinnert. Erinnerungsflecken, vertraute Details, verschwommene Gesichter. Episoden aus der Vergangenheit – zur besseren Erinnerung konserviert, in der Rückschau indes wolkig geworden. Für eine Jetztbestimmung unbrauchbar, mit Text auf Transparentpapier verhängt, der einige Gedankenfetzen ausbuchstabiert.
Ein poetisches Buchobjekt, eine poetische Momentaufnahme. Das Gewahrwerden eines biografischen Rätsels: »Ich blicke zurück, ohne genau zu wissen, wohin«.