Alain Bieber, Florian Waldvogel, Margarete Jäger u.a.
Im Zweifel für den Zweifel
Die große Weltverschwörung
Begründung der Jury
Ganz schwach nur ist der Titel als Blindprägung auf dem schwarzen Umschlag zu erkennen. Die Buchrückseite offenbart ihren ebenfalls blindgeprägten Text sogar nur im Flüsterton, weil die viel kleinere Schrift vom Relief des ledergenarbten Einbandmaterials geradezu geschluckt wird. Mühsam, Buchstabe für Buchstabe muss das Auge sich durchtasten, wie durch einen Geheimcode.
Die Schnittflächen des Bandes sind mit roter Farbe gefasst. Format, Haptik und Kolorit erinnern an ein Gebetbuch. Das Ringen um die Wahrheit zwischen Zweifel und Glaubensüberzeugungen sind auch hier – in diesem Begleitband zu einer Kunstausstellung – das Thema. Die ersten und die letzten Seitenfolgen spannen einen illustrativen, symbolischen Rahmen. In stark gerasterten Ausschnitten, Vergrößerungen und Collagen sind Bilddetails zu erkennen: die Kennedys, das Auge Gottes auf der Dollarnote, Schuhabdruck im Mondstaub, Zeitungsausschnitte – alles aus seinem Kontext herauspräpariert und neu verbunden mit kreuz und quer verlaufenden Linien. Es sind dies die roten Fäden der Desorientierung, Schaltpläne für die Aktivierung alternativer Fakten.
Den eigentlichen, bebilderten Katalogabschnitt ergänzt ein größerer, reiner Textteil; es sind philosophische, psychologische und kultursoziologische Aufsätze, deren Buchseiten in großem Leseschriftgrad dicht gesetzt sind. Ein attraktives Lesebuch unter Umständen, in denen Verschwörungstheorien keineswegs unterhaltsam sind, sondern gefährlich.