Claudia Reiche, Alan N. Shapiro, Mona Schieren u.a.
Nevertheless. 17 Manifestos
Issue No. 2
Begründung der Jury
Eine Art Klammer
Ein antiker Grieche formulierte die Erkenntnis: Alles fließt. Heute erleben wir die Verballhornung des weisen Satzes, indem unsere medial verflüssigte Welt dauerhafte Fakten permanent infrage stellt. Perspektivwechsel tut gut, aber Beliebigkeit ist kein Standpunkt. Woran darf man sich festhalten? Woran muss man sich selbst festhalten lassen?
Um im Bild zu bleiben, könnte man sagen, dass dieses Druckwerk eine Art Klammer sei. Der Kartonumschlag öffnet sich nach unten. Er war eingesteckt in die Fuge, die sich dadurch ergibt, dass der Umschlagkarton den Rücken umfasst, nach vorn umknickt und als schmaler Streifen eine Art Kartonklammer bildet. Die nötige Steifigkeit gibt ihm der seitlich robust geheftete Buchblock, diesmal mit tatsächlichen, echten Drahtklammern. Die Papierbögen des Inhalts selbst sind doppelt gelegt wie bei einer Japanbindung. Oben, kurz vor der Klammer, ermuntert eine Perforation dazu, handgreiflich zu werden, um die Blätter abzutrennen, als aufgeklapptes Manifest zu lesen, an die Wand zu hängen oder einfach nur zu betrachten.
Kräftige schwarz-weiß-typografische Inszenierungen entnehmen und materialisieren die subjektiven Äußerungen, Beobachtungen und Essays der zahlreichen Autoren dem Fluss der medienwissenschaftlichen Studien an der HfK Bremen.