Dona Abboud
Out of Syria, inside Facebook
Begründung der Jury
Bilderflut. Geordnet im Raster. 24 Quadrate auf der Doppelseite. Hier und da ein großes Bild. In ausgelassener Tanzbewegung, mit Handyblitz. Viele junge Menschen, immer wieder. Freizeitlook. Babys. Tarnfleckenbekleidung. Geburtstagstorte. Blicke in die Smartphonelinse. Lackierte Fingernägel. Schnappschüsse. Lachende Gesichter. Zivilisten. Wieder lachende Gesichter. Schöne junge Damen posieren fürs eigene oder fremde Objektiv. Die Ferse gehoben, das Knie vors Standbein geschoben.
Gewehrläufe. Obstauslage. Verschränkte Arme pressen Unterarmmuskeln heraus. Partystimmung. Ein verbundener Armstumpf. Üppig mit Speisen gedeckte Tische.
Es sind Facebook-Bilder, gelöst aus ihren Flüchtigkeitskontexten – beliebig, banal und dennoch bedeutsam für einen Augenblick während der 24 Stunden eines ganz normalen Alltags.
»Was ist ein Foto?« »Was ist Krieg?« »Kannst du schlafen?« Das fragt die syrische Gestalterin elf ihrer Facebook-Kontakte, die alle in Syrien leben. Sie selbst lebt in Leipzig. Facebook ist der Strohhalm zur Heimat.
Private Momentaufnahmen, vom Speicherchip gelöst, unterlaufen die Bedeutung der täglichen Nachrichten, der Nachrichtenbilder, weil sie festgehalten werden. In einem Buch. Ein Land im Krieg hat man sich anders vorgestellt.