Anja Dietmann
Umsatzübersicht
Begründung der Jury
Lässt sich die Finanzökonomie auch als Kreislaufwirtschaft beschreiben? Ein künstlerisches Experiment nähert sich dieser Frage in einem Selbstversuch. Die Autorin entdeckt in der eigenen Hausarbeit eine Einnahmequelle und verschafft sich selbst eine Anstellung als Haushaltshilfe zum Mindestlohn.
Das Ergebnis sind die Kontoauszüge eines Jahres mit nahezu täglichen Überweisungen. Der Betreff variiert nach dem Modell: 10 Minuten abwaschen, 10 Minuten aufräumen, 10 Minuten Hausmüll entsorgen. Die Blätter in Japanbindung werden von einem gelben glänzenden Umschlag mit Leinenprägung eingefasst. Diese Form erinnert an Papierpost, die auf Din lang gefalzt ist. Vor allem ist es der offizielle Geschäftsbericht dieses privaten Umschichtungsprojekts.
Wenn man also den Kreis wie hier – nur der Anschauung halber – ganz eng zieht, dann wird man Zeuge einer seltsamen Wertschöpfungskette und gerät ins Grübeln über Begriffe wie unbezahlte Arbeit, Marktlücke, Nebenjob, Outsourcing, Verbraucherstimmung, Selbstausbeutung. Dieses Buchobjekt ist gewissermaßen die Materialisierung all dieser Aspekte. Denn Zweck des Ganzen war schließlich die Finanzierung dieses Buches. So schließt sich der Kreis. Aber welcher nochmal genau?