Dieter Braun
Die Welt der Berge
- Kategorie
- Kinderbücher - Jugendbücher
Begründung der Jury
Abstrakte Polygone und Vektoren
Enorm dicke Pappen machen den Einband hart wie eine Schieferplatte. Im aufgeklappten Buch weitet sich das stumpfbreite Format zu fantastisch komponierten Panoramen: »Die Welt der Berge«.
Der Illustrator hat die künstlerische Gabe, konkrete Landschaften auf geometrische Formen zu reduzieren – und dann dem Auge des Betrachters als völlig glaubhafte Bühnenbilder vorzuführen. Diese Bildkunst scheint ein offenes Geheimnis zu sein: Eigentlich kann man es ja sehen, wie das Bild gemacht ist. Alle Formen sind so akkurat, weil mathematische Konturen jedes Detail technisch definieren. Charakteristisch ist die parallele Konturführung, dort, wo in der Natur überhaupt nichts parallel ist. Und dennoch vermag diese Technik, wie eine physikalische Formel, das Wesentliche, oder mehr noch: das visuelle Wesen einer Felsformation, einer Waldfläche, eines Bergtieres zu erkennen. Es ist faszinierend, sich in diesen Wahrnehmungszirkel einzulassen: in die enorme Tiefe der doppelseitigen Bildräume einzutauchen – die abstrakten Polygone und die Vektorenkurven zu studieren – und dann in einem geheimnisvollen Moment zu beobachten, wie an ihnen, den Polygonen und Kurven, naturalistische Bilder kondensieren.
Eine zauberhafte Farbstimmung stellt sich ein – dank der gedämpften Lichtführung in den Bildern selbst. Nicht zuletzt durch dieses pastellige, natürliche Kolorit – in feiner Abstimmung mit den matten Papiermaterialien des Buches und dem fabelhaften Druck – wird dieses Buch zu einem besonderen Erlebnis.