Peter Behrens
Zeitloses und Zeitbewegtes
Aufsätze, Vorträge, Gespräche 1900–1938
- Kategorie
- Fachbücher - Wissenschaftliche Bücher - Schulbücher
Begründung der Jury
Ein dicker Wälzer beansprucht sofort Autorität, da sind wir konditioniert durch Bibeln und Gesetzestexte. Aber hier sprudelt die Quelle des umfangreichen schriftlichen Nachlasses von Peter Behrens, einem der entscheidenden Architekten und Wegbereiter der Moderne. Für die Buchgestaltung ist dies eine äußert anspruchsvolle Angelegenheit, denn sie sollte nicht hinter die Ansprüche von Behrens selbst zurückfallen.
Der traditionelle Satzspiegel nutzt das Seitenformat gut aus ohne die Ränder in die Enge zu treiben. Nach dem Maß des großen Absatzeinzüge richten sich die Kapitelanfänge und die Endnoten. Die Stelle der Anmerkung signalisiert im Text nur ein dezentes Sternchen. Die kleine fette Ziffer selbst steht in der entsprechenden Zeile im Bundsteg – eine ungewöhnliche, aber ästhetisch und funktional logische Lösung, die die umgekehrte Suchrichtung – von der Endnote zur Textstelle – erleichtert. Die Grundschrift, eine neue klassizistische Antiqua mit geringer Ober- und Unterlänge und wunderbarer Zeilenbildung, mit feinen Ligaturen und dezenten Mediävalziffern, ist sauber und glasklar gesetzt. Gemischt mit der breitlaufenden fetten Grotesk, wie sie vor einhundert Jahren in Handel und Gewerbe modern war und heute wieder gültig ist, entsteht ein deutlicher Kontrast, wie er die Neue Typografie kennzeichnet; die markante Seitenzahl ist ein typisches Zitat.
Der Rücken solch stattlicher Bücher ist immer ein neuralgischer Punkt, dem hier ein einfacher, geradezu simpler Eingriff Abhilfe verschafft. Der gerade Rücken mit seiner dünnen Kartoneinlage ist in der Mitte senkrecht gerillt, mehr nicht. Die Folge davon: Er stülpt sich beim Öffnen des Buches nach innen und bildet eine Art Buchstütze, Gewähr für ein schonende Behandlung. Das hätte Behrens vielleicht auch so gelöst. Resultat: Die Eleganz eines gewaltigen Buchblocks mit der Statik eines Meilensteins.